Das Sprichwort “Andere Länder, andere Sitten” passt immer wieder einmal ausgezeichnet, wenn es um das Thema Therapie geht. Fakt ist, dass es in den Amerikas ganz normal ist, einen Coach zu haben oder in eine Therapie zu gehen. Da für die Menschen ein Therapeut den gleichen Stellenwert hat wie ein Zahnarzt und zum Leben dazu gehört. Therapeuten sind sozusagen Mainstream, also ein Grundbestandteil in der medizinischen Praxis. Wer weder Therapeut noch Coach hat, wird sogar oft bemitleidet.
Dieser Unterschied in der Mentalität der Menschen lässt sich sehr gut in Zahlen darstellen. Die Hauptstadt von Argentinien, Buenos Aires, hat nicht ganz 3 Millionen Einwohner, davon zirka 60.000 Therapeuten. Im Schnitt gibt es also einen Therapeuten auf 50 Einwohner. In Österreich ist es in etwa ein Verhältnis von eins zu 1500. Das wirft eindeutig die Frage auf, warum es bei uns Österreichern ganz anders aussieht. Warum ist es bei uns nicht normal, zu einem Therapeuten zu gehen? Reden wir um soviel weniger? Oder sind “nur” unsere Gefühle ein “emotionaler Quatsch”?
Die Vorurteile einer Therapie
Ein weit verbreitetes Vorurteil ist, dass eine Therapie nur für Leuten mit psychischen Krankheiten hilfreich ist. In Wahrheit ist “psychisch krank” sehr schwierig zu definieren. Selbst Fachleute können sehr schwer zwischen den schmalen Grad von gesund und krank oder normal und gestört unterscheiden. Wie sollten es dann Laien schaffen?
Psychisch krank wird auch oft mit geistig labil gleichgesetzt. In Wahrheit hat das Eine mit dem Anderen nichts am Hut! Sie fragen sich nun, warum? Dann stellen Sie sich einen Nobelpreisträger vor. Bekanntlich ist dieser sehr intelligent, oder? Dennoch kann er depressiv sein. Bei ihm kann man definitiv nicht sagen, dass er geistig zurückgeblieben oder doof ist, nicht wahr?
In unseren Kulturkreisen ist eine Therapie auch (noch) viel zu oft mit Scham behaftet. Oft wird sie ins Lächerliche gezogen oder mit Schwäche gleich gestellt. Deswegen haben viele Menschen Angst davor, über den eigenen Schatten zu springen, die eigene Komfortzone zu verlassen und einen Therapeuten aufzusuchen.
Das soziale Umfeld im Wandel
Es hört sich so an, wie wenn wir Menschen früher nicht über unser Inneres gesprochen hätten. In Wahrheit haben sich aber nur die Tätigkeitsfelder und die Ausbildungen etwas verändert. Was früher den Geistlichen und Pfarrer vorbehalten war, ist heutzutage die Aufgabe eines Therapeuten. Diese Berufsbezeichnung ist – unberechtigt – stark in Verruf gekommen.
Mittlerweile hat sich unsere Gesellschaft gewandelt. Heute fragt kaum einer mehr, ob man gestört ist oder nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, wenn man Hilfe aufsucht. Man braucht keine Angst mehr haben, sofort abgestempelt zu werden. Oft ist die Situation anders, als man zuerst vermutet. Heute tendieren die Leute dazu, neugierig zu sein, wenn das Thema Therapie aufkommt. Fragen, wie “Sag mal, wie ist es?”, “Wie geht es dir dabei?” oder ein einfaches “Cool, ich war zu dieser und jener Zeit auch in Therapie” sind keine Seltenheit. Demnach ist es – auch in unserer Gesellschaft – längst kein Tabuthema mehr. Es muss keinem mehr peinlich sein, darüber zu sprechen.
Eine Therapie sorgt für mehr Lebensqualität
Wenn die Zähne schmerzen und Sie merken dass ein Zahn gebohrt werden muss, werden Sie kaum zu ihrem Nachbarn gehen, nur weil er eine Bohrmaschine zuhause hat, oder? Klarer Fall, Sie werden sich professionelle Hilfe bei einem Zahnarzt suchen. Eine Therapie ist im Grunde nichts anderes. Bei seelischen Schmerz ist der Zahnarzt vermutlich nicht die erste Wahl, sondern ein Therapeut.
Eine Therapie hilft dabei, dass Sie Ihren Tag achtsam leben und auf Ihre Gedanken und Gefühle mehr Rücksicht nehmen. Sie lernen, wie Sie alte Muster loslassen und auflösen. Dadurch öffnen sich neue Türen im Leben, sodass Sie neue Wege beschreiten und neue Welten erobern können. Sie erforschen Ihr Inneres und finden viele Stärken und Kräfte, die schon lange in Ihnen schlummern und nur darauf warten, endlich entdeckt zu werden. Jeden Tag aufs neue werden Sie eine bessere Version von sich selbst leben. Sie verhelfen sich selbst zu viel mehr Lebensqualität und werden so glücklicher und zufriedener.
Hilfe in Anspruch zu nehmen muss Ihnen nicht peinlich sein. Ganz im Gegenteil: Sie können stolz darauf sein, dass Sie an sich selbst arbeiten wollen, Ihre Angst überwinden und so zu neuer Kraft finden! Manchmal dauert es seine Zeit, bis Sie sich bereit fühlen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist auch in Ordnung so, Sie müssen es selbst wollen. Keiner kann Sie dazu zwingen – außer Ihr eigener Leidensdruck. Sehen Sie das Leiden auch einmal von der positiven Seite: Er zeigt Ihnen, dass sie genügend Einsicht, Kraft und Energie haben, um an sich selbst zu arbeiten.
Sind Sie bereit für eine Reise zu sich selbst?
Wollen Sie Ihre eigene Welt neu entdecken, das Beste aus sich herausholen und Ihr ganzes Potential ausleben? Wenn ja, dann empfehle ich Ihnen wärmstens, dass Sie Hilfe in Anspruch nehmen. Hören Sie auf, Ihre Gefühle als emotionalen Quatsch abzustempeln. Es ist an der Zeit, dass Sie auf sich selbst und auf Ihre Wünsche hören. Jeder ist es wert, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Sie haben es sich verdient!
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Gefühlen. Achte auf Deine Gefühle, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal. Weisheit aus unbekannter Quelle
Mein Name ist Robert Karbiner. Seit 1997 arbeite ich als Psychotherapeut und verfüge über viel Erfahrung in der Arbeit mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen.
Ich bin ausgebildeter Psychotherapeut, Supervisor, Coach, systemischer Familienberater, Lebens- und Sozialberater, Anti-Gewalt-Pädagoge, Trainer und Buchautor
Meine Online Kolumne soll Menschen helfen und Ratschläge zur Selbsthilfe bieten. Dennoch erfolgen die Angaben ohne Gewähr. Wenn Sie sich bei der Bearbeitung eines Problems nicht sicher sind oder unklare Begleitumstände auftreten, sollte umgehend fachlicher Rat eingeholt werden. Für eventuelle Nachteile, die aus praktischen Hinweisen und/oder Übungen resultieren, kann der Autor keine Haftung übernehmen. Jeder Leser muss in Eigenverantwortung entscheiden, ob er beschriebenen Übungen und Anregungen ausprobieren möchte. Sollten Sie Fragen haben oder Hilfe benötigen, kontaktieren Sie mich unter 0699 10 322 362 oder r.karbiner@utanet.at.
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